Sonntag, 20. April 2008

Vanitas-Komplex

___Alles bloß Schein, oder was?___

Die Schüler der Kunstkurse in der Oberstufe bekommen einmal pro Halbjahr eine Aufgabe für eine praktische Arbeit gestellt, deren Benotung neben der mündlichen und schriftlichen Leistung in die Endnote einfließt. Die Aufgabe, die wir für die 13/2 erhielten, behandelt in gewisser Weise den Vanitas-Komplex. Zumindest interpretiere ich sie so. Wir sollen unser eigenes Portrait in einem per Fotos zu dokumentierenden Prozess verschwinden lassen, indem es bsp.-w. verbrennt, im Kompost verwittert oder ähnliches, bis es zur Unkenntlichkeit entstellt ist; die Endlichkeit der Dinge zeigend.
Es ist eine interessante Arbeit, die sehr viel Spielraum für Interpretationen bietet. So lässt sich anhand der Arbeit über den Sinn des Lebens, über die Wichtigkeit oder eben Nichtigkeit eines Individuums und die vermeindliche Vergänglichkeit und Endlichkeit aller Dinge auf Erden ins Gespräch kommen. Kennt ihr eigentlich schon Salomos Posotion dazu? Er ist es, der die berühmte Phrase geprägt hat:
"Vanitas vanitatum et omnia vanitas." , nämlich in den ersten, unheimlich poetischen Versen des Buches Kohelet (Prediger) der Bibel:

1. Worte des Predigers, des Sohnes Davids, des Königs in Jerusalem.
2. Eitelkeit der Eitelkeiten (eitel: vergägnlich)! spricht der Prediger; Eitelkeit der Eitelkeiten! Alles ist Eitelkeit. (>Vanitas vanitatum...)
3. Welchen Gewinn hat der Mensch bei all seiner Mühe, womit er sich abmüht unter der Sonne?
4. Ein Geschlecht geht, und ein Geschlecht kommt; aber die Erde besteht ewiglich.
5. Und die Sonne geht auf und die Sonne geht unter; und sie eilt ihrem Orte zu, wo sie aufgeht.
6. Der Wind geht nach Süden, und wendet sich nach Norden; sich wendend und wendend geht er, und zu seinen Wendungen kehrt der Wind zurück.
7. Alle Flüsse gehen in das Meer, und das Meer wird nicht voll; an den Ort, wohin die Flüsse gehen, dorthin gehen sie immer wieder.
8. Alle Dinge mühen sich ab: niemand vermag es auszusprechen; das Auge wird des Sehens nicht satt, und das Ohr nicht voll vom Hören.
9. Das, was gewesen, ist das, was sein wird; und das, was geschehen, ist das, was geschehen wird. Und es ist gar nichts Neues unter der Sonne.
10. Gibt es ein Ding, von dem man sagt: Siehe, das ist neu, längst ist es gewesen in den Zeitaltern, die vor uns gewesen sind.
11. Da ist kein Andenken an die Früheren; und für die Nachfolgenden, die sein werden, für sie wird es auch kein Andenken bei denen geben, welche später sein werden.


Ziemlich resignierende und resignative Gedanken, nicht wahr? Ja, so kann´s einem gehen beim philosophieren über die Welt. Aber hey, so muss es nicht sein - oder solle es nicht sein, denn wir haben eine viel größere Hoffnung. Sie wurde uns von Gott geschenkt, durch dessen Handeln und Worte und fleischgewordenes Wort deutlich wird: Er ist es, der allem Sinn verleiht, er hat die Welt - und uns - zu sich hingeschaffen. Der Schein trügt - nichts ist vergänglich und nichtig, auch wenn es auf uns in unseren kleinen irdischen Dimensionen so wirken mag.
Als mein Vater mich gestern an meinem Kunstprojekt werkeln sah, suchte er spontan für mich das neutestamentliche Gegenstück der Salomo-Theorie des AT heraus: Verse aus dem Römerbrief, 11. Kapitel:

33. Wie groß ist doch Gott! Wie unendlich sein Reichtum, seine Weisheit, wie tief seine Gedanken! Wie unbegreiflich für uns seine Entscheidungen und seine Pläne! (...)
36.
Denn alles kommt von ihm, alles lebt durch ihn, alles vollendet sich in ihm. Ihm sei Lob und Ehre für immer und ewig! Amen.

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