Sonntag, 22. März 2009

Ich atme

Ich atme ein und aus. Von dir kommt meine Kraft.
Ich spür dich tief in mir.
Vielleicht, verborgener Gott, bist du mir näher noch,
als ich mir selber bin.


(Lothar Zenetti)

Mittwoch, 11. März 2009

Reise-Resumé


Voltaire hat vollkommen recht mit seiner Feststellung:

„Oh, es ist ein charmantes Ding ums Reisen.
Reisen muss man,
oder man kommt hinter nichts.“


Ich durfte viel in diesem facettenreichen Kontinent erleben und weitere Differenzen und Parallelitäten der Kulturen entdecken. Dabei habe ich auch meine eigenen Grenzen getestet und Neues über mich selbst gelernt. Und ich habe Gott neu erlebt, wie er uns begleitet und bewahrt und wie wir vertrauensvoll unsere Hand in die seine leben dürfen.

Nun sind wir – mit einem gültigen Visum - zurück in Chennai und sehr froh darüber, in Indien ein Zuhause zu haben. Denn es ist gut, heimzukehren. Die Kinder haben uns vermisst und wir konnten unsere Arbeit mit neuem Schwung beginnen. Auch euch wünsche ich neuen Schwung für euren Alltag!
Seid ganz herzlich gegrüßt :) eure Anna

Dienstag, 10. März 2009

Etappe Nr. 5: Varanasi – Agra – Delhi – Chennai

Am frühen Nachmittag nahmen wir einen Über-Nacht-Zug nach Agra. Hier machten wir Halt, um das wohl schönste und meist gerühmte Bauwerk der Mogulnherrscher zu bestaunen: Das Taj-Mahal!
Eine Träne auf dem Antlitz der Ewigkeit sind die Worte, die der bengalische Poet R. Tagore für das unbeschreiblich graziöse, harmonisch in sich ruhende Bauwerk wählt.
Das zwischen 1632 und 1653 von Shah Jahan als Schrein für seine verstorbene Lieblingsfrau Mumtaz Mahal erbaute Monument der Liebe galt mit der Perfektion vollendeter zeitgenössischer Architektur im Islam als Abbild der paradiesischen Schönheit auf Erden. Andächtig schritten wir durch den großzügig angelegten Park und die cremeweißen mit zierlichen Blumenmustern aus kostbaren farbigen Steinen versehenen Gebäude.

Viel zu schnell verstrich die Zeit… und schon wieder ging es zum Bahnhof. Ein Abendzug brachte uns nach Dehli, der letzten Etappe unserer Reise.
Hier besichtigten wir nach einer Nacht im schlimmsten Guesthouse aller Zeiten zwei weitere in Shah Jahans Herrschaftszeit erbaute Anlagen. Zunächst die „Lal Qila“, oder auch Red Fort, sowie die architektonisch eindrucksvolle Jama Masjid, Indiens größte Mosche.

Indienfrustriert
Beide Bauwerke waren wirklich bewundernwert. Nervig an diesem Tag war nur, dass uns alle Inder auch bewunderswert fanden und nicht aufhören konnten, zu starren und mit ihren Handys Fotos zu machen, als hätten wir kein Ehrgefühl. Die haben aber nicht mit zwei von bereits 2 Wochen Reise total gestressten Mädels gerechnet, die ihnen mit Worten eine deftige Ohrfeige verpassen. Auch die neuerliche Korruption an diesem Tag war ein Tropfen, der das Fass zum Überlaufen brachte. Sieht der Inder Weiss, verbinden sich in seinem Hirn irgendwelche Assoziationen auf geheimnisvolle Art und Weise nur so, dass er Geld sieht. Weiss bedeutet Geld. Und junges, scheinbar unerfahrenes Weiss wie wir bedeutet noch mehr Geld. Und meistens ist man dagegen hilflos. Also an diesem Tag haben eine ganze Menge Inder meine Meinung zu hören bekommen. Traue keinem Inder! Keinem! Und das ist nicht nur die Schlussfolgerung einer in diesem Punkt frustrierten Reisenden, sondern der Rat, der uns immer und immer wieder von allen Seiten wärmstens ans Herz gelgegt wird, seid wir in Indien sind. Und wie weise dieser Rat ist, hat sich immer wieder bestätigt. Nein, hier sollte man wirklich niemandem trauen, nicht aus Pessimismus, sondern aus weisem Abwägen… und niemandem trauen zu können, ist auf die Dauer wirklich anstrengend…

Etappe Nr.4: Wieder On tour – von Kathmandu nach Varanasi

Am nächsten Morgen am Busbahnhof stehend, die bezahlten Bustickets in der Hand, mussten wir leider wieder feststellen, dass es in Asien so ein Ding ums Planen ist… Man sollte es hier lieber gleich lassen! Und sich immer auf alles gefasst machen… Unser Bus würde jedenfalls die nächsten 3 Tage nicht fahren. Auf Grund einer Arbeiter-demonstration waren alle Landstraßen in Richtung Grenze gesperrt. Der einzige Weg raus aus Nepal: fliegen! Nur fehlte uns dummerweise das Geld dazu! Da standen wir also, ziemlich vor den Kopf geschlagen. Zum Glück war auf unseren nepalesischen Freund Davee Verlass. Er tele-fonierte herum, machte sich im Internet schlau und fand schließlich einige Stunden später eine gute
Alternative für uns. Total erleichtert folgten wir seinem Rat, reisten weit nordwestlich und erst dann südlich, bis wir nach 16 Stunden doch an die Grenze kamen. Oder zumindest fast. Denn 5km vor der Grenze hielt der gute Bus und schmiss kurzerhand um halb vier nachts alle Insassen raus - da es sich, wie sich herausstellte, um einen illegalen Bus handelte. Grandios… So schulterten wie also unser Gepäck und folgten der Hauptstraße nach Sonauli. Über uns der Sternenhimmel, um uns finstere Häuser, Uringeruch von den Mauern und neben uns eine kiffende Spanierin in den 30ern, die die ganze Zeit schimpfte und fluchte. Als wir total erschöpft und kraftlos in Sonauli ankamen, hatten die Büros entgegen aller Versprechen noch nicht offen. Der Morgen graute, schließlich öffneten die Büros und in 5 Minuten war alles erledigt. Gleich suchten wir einen Bus nach Varanasi, wo wir 11 Stunden später angelangten.

Heilfroh und erleichtert angekommen zu sein, stellten wir abends das Gepäck in unserem gemütlichen Zimmer im Gasthaus Ganpati ab und ließen uns auf die Betten fallen. Das Zimmer blickte direkt auf den Ganges hinaus, in Höhe des Merghats. Erschöpft schliefen wir bald nach dem Abendessen ein, sobald unsere Köpfe die Kissen berührten.

Um 5 in der Früh schellte der Wecker, schlaftrunken streiften wir uns eine Jacke über, schlüpften in die Schuhe, schlossen die Flügeltüren und suchten den Weg zum Fluss. Hier mussten wir nicht lange Ausschau halten, bis wir einen kleinen Kahn mit Bootsmann fanden. Mit diesem ruderten wir hinaus auf das sanft fließende Gewässer und flussaufwärts an den Ghats entlang. Noch war alles dunkel und sehr ruhig, beinahe mystisch, mit jeder Minute wurde der Glanz der Sterne aber schon müder und die Häuserfassaden wechselten von sattem schwarz zu geheimnisvollen Grautönen. Leben regte sich, die religiösen Hindus nahmen ihr sündenreinigendes Bad, betrieben Yoga oder ließen winzige Blumenboote mit brennenden Kerzen zu Wasser, wo diese gespenstisch schön auf den seichten Wellen tanzten. Währenddessen hellte sich der rötlichblasse lange Streifen über dem jenseitigen Ufer auf, bis sich schließlich die Sonne Millimeter für Millimeter über den Horizont schob. Es war wirklich ein bewegender Morgen.

Mittags unternahmen wir dann mit unserem Guidebook in der Hand einen Spaziergang durch die Altstadt Varanasis, zunächst entlang der Ghats - vorbei an dem Burning-ghat, wo wir Augenzeugen von auf dem Scheiterhaufen verbrennenden Menschen wurden - durch eine Moschee und dann durch die schmalen Gassen zwischen den hohen Häusern hindurch, wo man wegen starker Dünste von Kuhfladen und Müllbergen manchmal kaum atmen konnte und sich im Slalom um Kühe, Kinder, Hunde, Müll und Motoräder schlängeln musste.

Etappe Nr.3: Tourileben in und um Kathmandu

Bei dieser Mahlzeit lernten wir den jungen Dänen Mordon kennen - der nicht dem weisen Rat gefolgt war, sich zuerst einen Gefährten zu suchen. Dies holte er eben jetzt nach ;). Zu dritt zogen wir mit ihm am nächsten Tag los, um das im Herzen der Stadt befindliche Durbar Square zu besichtigen.

Schon der Weg durch die schmalen, sehr lebendigen Geschäftsgassen Thamels, auf denen immer reges
Treiben herrscht, war ein Erlebnis für sich. Das bunte, pulsierende Straßenbild setzt sich hier zusammen aus ihre Ware anpreisenden Verkäufern, kundensuchenden Fahrradrikshafahrern, ungeduldigen Mopedfahrern, vielen geschäftigen Menschen unterschiedlichster Hautfarbe und Muttersprache und einer Vielzahl an Gerüchen – vom würzigen Duft gerösteter Erdnüsse bis zum schweren, süßen Duft der Räucherstäbchen.

Am Hanuman-dhoka Durbar Square, dem kulturellen sowie religiösen Zentrum Nepals, welches 1979 mit seinen bis zu 900 Jahre alten hinduistischen und buddhistischen Tempeln, Schreinen, Palästen und Statuen zum Weltkulturerbe ernannt wurde, angelangt, offenbarte uns schon der Anblick des ersten Tempels, des prachtvollen Teleju-Tempels, dass uns dieser Tag lange in Erinnerung bleiben würde.
Im Pogada-Stil erbaut und mit vielen, überaus kunstvollen Holzschnitzereien versehen, ragen die geschwungenen, addierten Tempeldächer elegant zentriert aufstrebend in die Höhe. Hier werden Nepals Könige gekrönt und hier wohnt auch die 3-jährige Kumari, die lebende Göttin, nach hinduistischem Glauben die Inkarnation der Göttin Taleju.

Am Abend des nächsten Tages, ein Erledigungstag, trafen wir, wieder beim Dinner, den Ami Philip, hatten eine lustige Zeit bei Tisch und beschlossen, gemeinsam am nächsten Tag an einer Sightseeing-Tour durch Kathmandu teilzunehmen.

Diese führte uns zu weiteren, ebenfalls geschichtlich wie religiös bedeutenden Orten wie dem Pashupatinath, dem Boudhanath, dem Badhanilkantha und dem Swoyambhunath. Letzterer ist auch unter der Bezeichnung „Monkey-Temple“ bekannt, ein Titel, den er sich durch das große, hier lebende Affenvolk verdient.

Abends aßen wir wieder in großer Runde, zusammen mit Philip und den Australiern Daniel und James und amüsierten uns über die verschiedenen Akzente. James fragte mich zum Bsp.: „What are you eating?“ und ich antwortete: „No, we are 20.“, denn die Frage hatte wirklich wie „What are you – eighteen?“ angehört! Das gab einiges Gelächter! :D
Anschließend besuchten wir spontan noch alle eine gemütliche Bar, hörten von einer asiatischen Lifeband u.a. den Soulklassiker Black magic woman und genossen bei Drinks und Gesprächen eine gute Zeit miteinander.

Trekking tour nach Nagarkot

Am nächsten Morgen rieben wir uns dann ziemlich verschlafen den Sand aus den Augen, als uns der Wecker nach kurzem Schlaf aus den Träumen riss. Dies konnte unsere Vorfreude auf das vor uns Liegende jedoch nicht im Mindesten einschränken. Um 7, nach einer großen Tasse Chaitea, würden wir mit Philip und einem Tourguide zu viert auf eine Trekkingtour aufbrechen. Der Morgen war klar, der Himmel blau und die Wandergefährten bei guter Laune. So ging es hinauf auf die Hügelkämme, durch tockene, luftige Mischwälder, durch mal kroatisch, mal italienisch anmutende Landschaften und kleine Bergdörfer, vorbei an Rinderkarren und einsamen Bergtempeln in die verwunschene Stille der Höhe und Weite.
So weit das Auge blickte, Berg hinter Berg, größtenteils mit terassenartig gestuften sattgrünen Reisfeldern bebaut. Ein toller Anblick! Und ganz in der Ferne majestätisch aufragend die Gipelzüge des Himalaya.

Am Nachmittag schlossen sich unserer Wander-gruppe noch 2 Englandinder an, von denen mir einer besonders sympatisch war: er hat nämlich in Howard Shores Orchester bei der Aufnahme der Herr-der-Ringe-Filmmusik Violine gespielt! Sieh an!

In unserem für diese Nacht gebuchten Berghotel stiegen wir abends nach der Wanderung auf das Dach, um den Sonnenuntergang zu bestaunen. Später wartete ein gutes Abendessen auf uns, welches wir mit gutem Appetit (jaja, die Höhenluft) verspeisten.
Mit Blick auf den Sonnenaufgang frühstückten wir früh am nächsten Morgen, dann ging es mit dem Auto zurück nach Kathmandu, wo Philip seinen Flug nach New York bekommen musste. Wir verabschiedeten uns herzlich, dann bereiteten auch Magda und ich uns auf unsere Abreise vor, die wir für den nächsten Morgen planten.

Etappe Nr.2: Von Sonauli nach Kathmandu

Nach einer erfrischenden Dusche am frühen Morgen suchten wir mit gezückten Pässen zunächst die indische Behörde auf der hiesigen Seite der Grenze auf, schritten dann andächtig unter dem Grenztorbogen hindurch und statteten auch der nepalesischen Behörde noch einen Besuch ab. Hier erhielten wir problemlos für 25Dollar ein Touristenvisum. Nachdem wir auch noch alles restliche Bargeld in die Landeswährung Nepals umgetauscht hatten (wirklich schönes und stilvolles Geld!), machten wir uns erneut auf Bus suche, um die Distanz zur Hauptstadt Nepals zu überwinden.
Der Bus, in dem wir schließlich landeten, nachdem wir auf ganz gerissene Weise und trotz aller Vorsichtsmaß-nahmen noch einmal beklaut worden waren (ja, die Gerüchte bewahrheiteten sich tatsächlich: der Norden Indiens und Nepal sind in der Tat unsicherer und korrupter als der Süden!), erwies sich wenigstens als wesentlich bequemer als der vorige. Auch die Landschaft, die an uns vorüberzog, sah schöner, frischer, unberührter aus. Kaum eine Autostunde hinter der Grenze befanden wir uns bereits mitten in den Bergen, wo zur Rechten der schmalen, kurvenreichen Straße steil die Berge in die Höhe strebten, während sie zur Linken glatt in den wunderschönen, türkisen, sich weit unter und zwischen unberührten weißen Stränden, Felsenstränden oder bewaldeten Ufern dahin schlängeln-den Fluss abfielen. Überall in den Bergen sah man Spuren, die an die gewaltigen Bergbäche mit ihren in der Regenzeit unaufhaltsam in die Tiefe stürzenden Wasserfällen erinnerten.
Atemberaubend schön.
Gegen 20Uhr erstreckte sich unter uns in der inzwischen stockfinsteren Nacht ein Tal voller Lichter: Kathmandu-Valley. Eine Stunde später bestellten wir auf der Restaurantveranda des Hotels Potala unsere erste richtige Mahlzeit seit Chennai…

Etappe Nr.1: Von Chennai zur Grenze

Ein Zug, in dem wir 3 ziemlich verrückte Tage und 2 eiskalte Nächte lang unseren Wagen mit einer Atemmasken tragenden, sri-lankischen Buddhismus-Reisegruppe teilten, alle 2 min von je einem anderen Verkäufer Chaitee, Kaffee, unzählige Esswaren, Schlüsselanhänger, Spielzeug, Comichefte, Obst, Gepäckschlösser etc. angeboten bekamen und zu guter Letzt schwer bestohlen wurden, brachte uns in die heilige Stadt Varanasi, die älteste Stadt Indiens. Hier suchten wir uns einen Bus, um in die 12Stunden entfernte Grenzstadt Sonauli zu gelangen. Wir fanden einen Bus: ein klappriges uraltes Gefährt, das es seit mind. 2 Generationen nicht mehr durch den TÜV geschafft hätte… Nach einer sehr rauen und anstrengenden Fahrt erreichten wir kurz vor Mitternacht die leicht gruselige, westernmäßig erbaute Grenzstadt und wurden auf einer menschenleeren, von rostigen LKWs zugeparkten Straße entlassen. Glücklicher Weise fand sich unweit des Busstops ein Budgethotel - durch Übermüdung unfähig zu irgendetwas anderem, fielen wir hier erschöpft und erleichtert in die Betten und überließen uns dem lang entbehrten Tiefschlaf.

Wenn 2 eine Reise tun…

Erst such dir einen Gefährten,
dann erst begib dich auf die Reise!
Steigst du nicht auf Berge,
so siehst du auch nicht in die Ferne.

(Fernöstliches Sprichwort)











Am 21. Februar brachen Magdalena und ich anlässlich einer Visumsbestimmung auf unseren 6000km langen Marathontrip gen Norden auf. Theoretisch hätten wir es uns einfach machen und fliegen können, zum Bsp. Nach Sri Lanka. Aber das war uns zu teuer und so entschieden wir uns für eine lange und abenteuerliche Überlandreise nach Nepal.
Die Berge haben wir dort im streng nepalesischen Sinn zwar nicht erklommen – denn die Nepalesen lassen erst Landerhebungen ab 8000 m als „mountain“, also Berg durchgehen… Doch die „hilly landscape“, die hügelige Landschaft um Kathmandu bis Nagarkot haben auch wir bestiegen – und dabei in der Ferne mitten im Himmel die schneebedeckten, in der Sonne gleißend weißen Spitzen des Himalayas erblickt.