Dienstag, 22. April 2008

Meditation

Heute haben wir den Reliunterricht dazu verwendet, im schönen Raum der Stille unserer Schule eine Einheit über Meditation durchzuführen, theoretisch wie praktisch. Eine hervorragende Idee! Als Einstieg und Hinführung lasen wir den Text "Der Sprung in den Brunnen - Ein Gespräch über den beschwerlichen Weg zu sich selbst" von Hubertus Halbfas. Dabei sind mir einige Gedanken gekommen...
Doch bevor ich zu diesen gelange, hier zunächst die Definition nach der Wikipedia:

___Meditation (lat. meditatio = „das Nachdenken über“; auch in der Bedeutung „zur Mitte ausrichten“ von lat. medius = „die Mitte“) ist eine in vielen Religionen und Kulturen geübte spirituelle Praxis. Durch Achtsamkeits- oder Konzentrationsübungen soll sich der Geist beruhigen und sammeln. In östlichen Kulturen gilt sie als eine grundlegende und zentrale bewusstseinserweiternde Übung. Die angestrebten Bewusstseinszustände werden, je nach Tradition, unterschiedlich und oft mit Begriffen wie Stille, Leere, Panorama-Bewusstsein, Eins-Sein, im Hier und Jetzt sein oder frei von Gedanken sein beschrieben.___

Auch in den Text ging es darum, wie und warum man sich zur Mitte ausrichten sollte und was damit verbunden ist und was uns auf dem Weg dahin erwartet. Als Mitte wird in dem Text das Synonym Tiefe (Brunnen) des eigenen Ichs oder unsere Seele bezeichnet. Nichts sei dem Menschen unbekannter und erschreckender, als die eigene Seele. Diesbezüglich stellt der Text einige interessante Thesen auf, die jenen Paul Tilligs und auch vieler weiterer Theologen, Philosophen und anderer Intellektueller gleichen: Die Menschen lebten nur nach außen, an der Oberfläche, von allem gefesselt, was zur Schau gestellt wird, ihre Sicherheit liegt im Geläufigen der Welt; schon beim vorsichtigen Blick unter die Oberflächlichkeiten würden sie verwirrt, hilflos und ängstlich. Diese Menschen können nicht mit sich allein sein, sie sind ungeduldig und unruhig, sie können nicht mehr zuhören oder sich in andere hinein versetzen, da sie ja schon Mühe haben, mit sich selbst klarzukommen. Ich denke, dass diese Tatsachen zu den Beobachtungen zählen, die wir selber an uns oder in unserer näheren Umwelt anstellen können. Zuweilen ist es schockierend, wie oberflächlich unsere Gesellschaft, uns selbst eingeschlossen, wird (--> Anregung: vielleicht auch durch de übermäßigen Medienkonsum? Wieviel konsumierst Du und könntest Du Abstriche machen?). Es ist darum richtig, in die Stille zu gehen, sich zu besinnen und den Lärm der Welt hinter sich zu lassen. Doch was erhoffen wir eigentlich dort zu finden? Ist die Lösung für unsere Oberflächlichkeit tatsächlich, unsere Tiefe zu erforschen und eine Zeit lang nur mit uns allein zu sein? Den Sprung in den tiefen Brunnen zu wagen, um von dieser eigenen Tiefe aufgefangen zu werden? Ist unsere eigene Tiefe überhaupt in der Lage, uns aufzufangen?? Ich denke nicht und das ist der Punkt, an welchem ich den Text von Halbfas und die modernen Meditationsübungen stark kritisieren muss.
Meditation ist eine uralte Praxis, die sich in vielen Kulturen im Zusammenhang mit ihren jeweiligen Religionen findet. Auch dem Christentum ist sie nicht fremd, wenn auch hier die Häufigkeit der Anwendung seit der Inquisition im 16. Jahrhundert stark zurück gegangen ist, da sie damals als mystisch abgestempelt und leider erstmal aus der Kirche verbannt wurde. Die oben angeführte Definition des Begriffs Meditation deutet darauf hin, dass er von lat. medius kommend auch als "zur Mitte ausrichten" verstanden wird. Diese Mitte jedoch sind nicht wir selbst und unsere eigene Seele, um die wir ständig kreisen sollten. Diese Mitte, das Zentrum, auf das wir uns in der Meditation besinnen sollten, ist Gott selbst, der sich in Jesus Christus offenbart hat! Gott ist der zentrale Punkt, die Tiefe. In der Stille finden wir nicht nur uns selber, was ich nicht bezweifeln möchte, wir kommen auch Gott näher, unserem Ursprung unserem Schöpfer uns unserem Retter.

Meditation ist der Weg zurück zu Gott. Deshalb sollten wir mehr Zeit dafür aufbringen - soviel wie wir in unserem täglichen Leben dafür abzweigen können.
Sant Kirpal Singh


In dieser Zeit beginnen wir nachzudenken über die Tiefe des Lebens und des menschlichen wie irdischen Seins und stellen fest, das alles mit Gott zusammenhängt. In der Stille drehen wir uns nicht um uns selber und unsere eigne Seele, sondern wir drehen uns um unsere Beziehung mit Gott. Alles was wir tun und wie wir handeln, spiegelt unsere Gottesbeziehung. Und Gott selber lädt uns ein, in die Stille zu gehen, Ihm dort zu begegnen, mit Ihm im Gebet zu reden oder einfach nur still zu sein und auf das zu hören und aufmerksam zu werden, was Er uns mitteilen möchte. Dabei intensivieren wir unsere vertrauensvolle Freundschaft zu dem, der uns schon vor Anbeginn der Welt geliebt hat, der sich nichts mehr wünscht als eine Beziehung zu uns, der dafür Mensch geworden ist, das Kreuz unserer Sünde auf sich nahm und zu unserer Erlösung den Tod überwunden hat. Die Zeit zu zweit mit Ihm in der Stille ist so wertvoll. Und sie will uns Kraft schenken (Psalm 138,3: Wenn ich dich anrufe, so erhörst du mich und gibst meiner Seele große Kraft.) Wir sollen uns nicht in dieses warme, kuschelige Nest hinein verkriechen, sondern dort Kraft und Mut schöpfen, um wieder hinaus in die Welt und in den ganz normalen Alltag mit allen Freuden und Nöten zu gehen und dort unseren Mitmenschen zu begegnen. Meditation schafft Ausgewogenheit und Ausgleich zwischen Vita activa, die uns ein tätiges, teilnehmendes und auf unsere Umwelt einwirkendes Leben nahelegt, und Vita contemplativa; in ihr schenkt uns Gott Ruhe uns Gelassenheit und stärkt uns neu. Wir können loslassen und alles abgeben - denn wir sollen nicht aus eigener Kraft leben, sondern aus Seiner Kraft. Dazu nochmal Römer 11,36: Denn alles kommt von ihm, alles lebt durch ihn, alles vollendet sich in ihm.

Seid gesegnet!

1 Kommentar:

Annijan hat gesagt…

An dieser Stelle nutze ich die ideale Gelegenheit, unseren niegelnagelneuen Gebetsraum in der FeG-Kassel-Wilhelmshöhe (momentan Kurhausstr. 46) bekannter zu machen und herzlich einzuladen! Hier könnt ihr zu Ruhe kommen, Gottes Stimme lauschen, mit Ihm über alles reden und einfach eine intensive Zeit mit unserem Herrn zu verbringen. In der gemütlichen, vertraulichen Atmosphäre, die der Raum ausstrahlt, bietet er dir an, dich in verschiedenen Stationen durch das Gebet hindurchzuführen und in das Gebet mithineinzunehmen. So gibt es eine Tafel, wo du deine Dankbarkeit für bestimmte Dinge formulieren kannst und eine weitere für Bitten und Anliegen verschiedenster Art. Desweiteren bist du eingeladen, für deine Freunde aus der Jugend zu beten, die dort ein Profil von sich hängen haben. Eine andere Wand ruft auf, für die Welt uns ihre Krisengebiete zu beten. Außerdem findest du eine Bibel, 2 Songbooks und nicht zu vergessen: das Gästebuch. Ich wünsche dir hier eine gesegnete Zeit!