Mittwoch, 8. Oktober 2008

Indischer Strassenverkehr – komm mit!

Am Strassenverkehr teilzunehmen, ist jedes Mal ein Abenteuer. Aus der Einfahrt starten wir mit der Melodie von "Jingle Bells", welche mit dem Einlegen des Rueckwaertsgangs ertoent. Der Ohrwurm des Weihnachtsliedes ist nicht mehr aus dem Kopf zu kriegen ;). Schon beim Ausparken muessen wir aufpassen, keine der Kuehe und Rinder umzufahren, die die Strassenraender saeumen undfroehlich muellverzehrend vor der Einfahrt herumtrotten. Das hier ueberall Muell herumliegt, scheint den Menschen selbstverstaendlich, die ihn unsortiert ueberall abladen, wo es ihnen gerade passt...
Im Schritttempo geht es die mit Schlagloechern uebersaeten, schmalen, staubig-lehmigen Strassen entlang, vorbei an den vielerorts aufgestellten Schildern mit der aufschrift "My town, my pride, I keep it clean, I keep it nice". Bei dieser beissenden Ironie stehen mir immer noch immer wieder die Haare zu Berge - aber immerhin, der Versuch eines Anfangs zur Ausbildung eines Umweltbewusstseins, von welchem noch jede Spur fehlt, ist gemacht.
Nach einigen Drehungen und Windungen mit vorsorglichem Hupen vor jeder Strassenecke, um etwaige andere Auto-, Roller-, oder Fahrradfahrer vorzuwarnen, kommen wir dann auf der Hauptstrasse an. Diese beansprucht stellenweise bis zu 5 Spuren pro Richtung, welche von den Fahrzeugfuehrern immer auf ca. drei Spuren mehr uminterpretiert werden. In Indien gilt der Linksverkehr, ein Erbe der englischen Kolonialzeit. Ueberholt wird aber links wie rechts, ganz egal. Zwischen 5 und 50 km/h faehrt jeder so schnell, wie er eben kann. Erschien uns das dazu ertoenende, permanente Hupkonzert am Anfang noch als willkuerlich und zwecklos und das Strassenbild willkuerlich, erkennen wir langsam Strukturen und Gesetzmaessigkeiten. Hupen ist Pflicht bei jedem Ueberholmannoever und da staendig und ueberall ueberholt wird, wird auch staendig und ueberall gehupt. Es ist erstaunlich, wie viele unterschiedliche Hupen es gibt - genauso ueberraschend wie die indische Farbenvielfalt :P... Ampeln und Schilder gibt es in der Metropole vielleicht eine Handvoll, also so gut wie gar keine. Anschnallen tut sich keiner und vielleicht 5% der Roller- und Motorradfahrer tragen ihren Helm auch auf dem Kopf, die anderen haben entweder keinen Helm oder klemmen sich ihn zwischen die Knie um ihn schnell ueberzustuelpen, wenn die Polizei auftaucht. Ueberall werden bedenkenlos mehr Passagiere mitgenommen, als es das Fahrzeug vorsieht. Im Auto fuer 7 Personen sind wir schon oefter zu 11 gefahren. Schlimm finde ich es aber dann, auf einem kleinen Roller ganze Familien mit 4 bis 5 Personen, darunter Babys und Kleinkinder, zu sehen, die auf den vollgestopften Hauptstrassen unterwegs sind. Solche Dinge sind hier das normalste der Welt, aber uns frisch eingetroffenen Deutschen mit einem strengen Sicherheitsbewusstsein im Verkehr im Kopf schnuert sich noch der Magen zusammen. Denen sollte man mal einen ADAC-Crashtest zeigen...
Die Vielfalt der Verkehrsmittel erstreckt sich ueber Busse, alle Arten und Groessen von LKWs, Autos Rikshas (die indischen dreiraedrigen Taxen), Oxenkarren und alle 2raedrigen Fahrzeuge. Fussgaengerueberwege gibt es nicht - mal laeuft einfach, wenn man meint, dass die Wahrscheinlichkeit, ueberfahren zu werden, am Geringsten ist. Darum wuerden wir hier ohne Fuehrer wahrscheinlich so lange zoegernd am Strassenrand stehen, bis wir lange graue Baerte kriegen ;) *schmunzel*
Teilnehmen am Strassenverkehr - jedesmal ein Erlebnis fuer sich!

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