Sonntag, 15. Februar 2009

Anad

Am Abend des folgenden Tages (nach meinem Geburtstag) brachen wir von Bangalore in Richtung Südspitze Indiens in den Staat Kerala auf. Ziel: Ein EC-Hostel für Mädchen in Anad, einem Dorf in der Nähe Trivandrums.
Für etwa eine Woche durften wir hinein schnuppern in den Alltag dieses 36 junge Mädchen zwischen 8 und 16 Jahren beherbergenden Kinderheims.
Johanna, von der ich schon in früheren Rundbriefen berichtete, macht ihr FSJ in diesem Kinderheim und konnte uns so gut hineinführen in die Arbeit dieses Hostels.
Interessant war für uns die Feststellung einer Reihe von Unterschieden und Parallelitäten zu unserem Hostel. Da ist natürlich zunächst einmal die gravierende Differenz in der Anzahl: 36 Mädchen sind eben ganz was anderes als 250 Jungen und Mädchen. Viel einfacher gelingt es, Namen und Charakter der verschiedenen Persönlichkeiten kennenzulernen und auf sie im Einzelnen einzugehen.
Eine weitere Verschiedenheit, die eine ganz andere Stimmung zur Folge hat, ist die Lage des Heims – auf einem Dorf statt in einer Millionenstadt. Ein großer Garten ist liebevoll und mit Hilfe jedes Kindes rund ums Haus angelegt, der Lärmpegel ist wesentlich geringer und statt Autohupen und Bauarbeiten als ständige Geräuschkulisse nun Vogelgezwitscher.

Ein bis zweimal am Tag laufen die Kinder zum etwas entfernt gelegenen Ziehbrunnen, jedes mit einem Eimer ausgestattet, um dort Wasser zum waschen, kochen, trinken etc. zu schöpfen. Hier merkten wir erneut, wie kostbar Wasser an sich und welche ein Luxus Wasser aus der Leitung ist.
Zwischen Schule, Kochen, Gartenarbeit und Haus- aufgaben bekamen auch wir Gelegenheit, uns einzubringen. So half ich bei der Morgenandacht, dem Englischunterricht, dem täglichen Spielprogramm, der TalentNight… Die Mitarbeit hat sehr viel Spaß gemacht und es war gut, neuwertige Erfahrungen sammeln zu können.

Schon einmal soweit in den Süden gereist, ließen wir uns das Angebot nicht entgehen, Ausflüge in die hiesige Umgebung zu unternehmen…

Keralas Höhenluft und…
Der erste führte uns hoch hinauf in die faszinier-ende Berglandschaft Keralas. Ächzend arbeitete sich der uralte, verdächtig klappernde Bus schwerfällig auf der sehr schmalen, unbefestigten, zur rechten Seite steil in den unberührten Urwald abfallenden Straße von einer U-Kurve zur nächsten vor. Je höher wir kamen, desto atemberaubender wurde der Ausblick. Da geht einem das Herz auf!! Einen Zwischenstopp auf dem Weg zum Gipfel legten wir zur Besichtigung einer sich bereits sehr weit oben in den Bergen befindenden Teeplantage ein. Hier wird neben Tee auch Pfeffer, Kaffee und Nelken angebaut. Von allen Pflanzen durften wir uns je am Wegrand eine Probe abpflücken. Für mich war es total spannend zu sehen, wie diese lang vertrauten Artikel eigentlich wachsen und verarbeitet werden… Nachdem wir auch die Teafactory besichtigt und bei dort lebenden Freunden zu Mittag gegessen hatten, ging es auf der schwindelerregenden Bergstraße weiter Richtung Gipfel.
Ein letzter Zwischenstopp mit Kaffee auf einer Aussichtsplattform, dann erreichten wir den Gipfel. Es war einfach überwältigend! Unfassbar ruhig und friedlich, doch gleichzeitig so gewaltig und dynamisch – schlichtweg unbeschreiblich! Unvergesslich!!



…Keralas Seeluft schnuppern
Zweites Ausflugsziel war Kanya Kumari, die absolute Südspitze Indiens, dafür berühmt, dass hier 3 Meere zusammenlaufen: der indische Ozean trifft auf das arabische Meer und den Golf von Bengalen. Mit einer Fähre setzen wir zu einer Insel über, von der wir Aussicht auf die 3 Meere und den indischen Subkontinent hatten. Es war ein wunderbar sonniger und erfrischend windiger Tag, an dem uns mal wieder das Meer mit seiner Macht der nicht endenden Faszination in den Bann zog.

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